ÖRV/Wilhelm

Perfektion im Eiskanal

Österreichs Rodel-Asse strapazieren beim Weltcupauftakt in Igls die Geschichtsbücher. Einem fulminanten Samstag folgt mit dem Vierfach-Erfolg der heimischen Herren im Einsitzer und vier Siegen im Sprint-Weltcup ein glorreicher Sonntag. Damit gewinnen die ÖRV-Asse erstmals an einem Weltcup-Wochenende sämtliche Rennentscheidungen.

Nach dem historischen Triple-Sieg der ÖRV-Doppelsitzer, dem Premierensieg von Selina Egle und Lara Kipp und dem Triumph von Madeleine Egle bei den Damen, zeigten sich die Schützlinge von Neo-Cheftrainer Christian Eigentler auch am zweiten Renntag in Igls von ihrer absoluten Schokoladenseite.

Aberwitzig: Österreichs Herrenteam feierte zum Weltcupauftakt einen Vierfachsieg.
Fotos: ÖRV/Wilhelm

Beim Disziplinenrennen der Herren ging es nach einer imposanten Vorstellung und Vierfach-Führung zur Halbzeit nicht darum, ob ein heimischer Einsitzer das Beste Ende für sich hat, sondern welcher. Nico Gleirscher, der mit einem neuen Bahnrekord in Durchgang eins vorgelegt hatte, ließ auch auf den zweiten 49 Fahrsekunden nichts anbrennen und jubelte im Ziel mit den Teamkollegen um die Wette. Der Stubaier, der bereits vor einer Woche bei den nationalen Meisterschaften mit Top-Speed und dem Double aufhorchen ließ, gewann damit nach seinem Premierensieg beim Saisonfinale 21/22 (St. Moritz) sein zweites Weltcuprennen. Hinter dem Sprint-Weltmeister von 2021 sicherte sich der zweifache Silbermedaillen-Gewinner von Peking, Wolfgang Kindlmit Laufbestzeit im Finale den zweiten Platz. Der Vorarlberger Jonas Müller strahlte als Drittplatzierter vom Podium, Olympiasieger David Gleirscher fixierte mit seiner Leistung den zweiten Vierfach-Triumph der Herren in der Weltcupgeschichte nach 1999.

Jubel pur: Selina Egleund Lara Kipp siegten auch im Sprint-Bewerb.

Im anschließenden Sprint-Weltcup, mit dem der Saisonstart in Igls abgerundet wurde, fanden die Festspiele der heimischen Rodler ihre Fortsetzung. Yannick Müller und Armin Frauscher, gestern auf Rang drei, feierten ihren ersten Weltcupsieg im Doppelsitzer und meldet sich nach dem Sturz von Peking und der schweren Verletzung Müllers auf beeindruckende Art und Weise in der Weltspitze zurück. Juri Gatt und Riccardo Schöpf, die den gestrigen Dreifachsieg angeführt hatten, belegten heute Rang vier, Thomas Steu und Lorenz Koller mussten sich nach einem Patzer in der Startkurve mit Rang acht „begnügen“. Im Doppelsitzer der Damen zeigten sich Selina Egle und Lara Kipp abermals entfesselt. Das Duo sicherte sich mit dem Sieg im Sprint das Double und reist mit einer blütenweißen Weste und der Führung im Gesamt-Weltcup weiter nach Whistler. Bei den Einsitzern fuhr auch Schwester Madeleine Egle das Double ein und fixierte damit ihren siebenten Sieg im Weltcup. Hannah Prock verpasste das Podium um 29 tausendstel Sekunden und belegte wie am Vortag den starken vierten Rang. Zum Abschluss riss Nico Gleirscher noch einmal jubelnd die Hände  in die Höhe. Der 25-Jährige bestätigte seine Leistung vom Vormittag und holte sich abermals den Sieg. Wolfgang Kindl wurde neuerlich Zweiter, hinter Dominik Fischnaller (ITA) belegten David Gleirscher und Jonas Müller die Plätze vier und fünf. Damit räumten die Österreicher beim Auftakt auf der Heimbahn alles ab, gewannen erstmals an einem Weltcup-Wochenende sämtliche Rennentscheidungen. 

Sprintsieger im Herren-Doppel: Yannick Müller und Armin Frauscher.

Am kommenden Wochenende findet der Eberspächer Weltcup in Nordamerika seine Fortsetzung. Nach einer dreijährigen Pause wird wieder auf der Olympiabahn von 2010 in Whistler Fahrt aufgenommen, neben den vier Disziplinenrennen steht auch ein Team-Staffel-Bewerb auf dem Programm. Die Anreise des ÖRV-Teams startet am Montag um 04:00 Uhr früh.

Stimmen:

Christian Eigentler (ÖRV-Cheftrainer): „Es war ein sensationell Weltcupauftakt, so wie man es sich erträumt. Die Leistungen waren grandios, wir haben in allen Disziplinen gesehen, dass wir voll dabei sind. Wir haben eine super Stimmung im Team, jeder ist mit Einsatz und Freude bei der Sache. Wir haben uns hier in Igls in den vergangenen zwei Wochen sehr spezifisch auf den Auftakt auf der Heimbahn vorbereitet, das hat sich absolut bezahlt gemacht. Wir haben das Rad jetzt nicht neu erfunden, es ist in den vergangen Jahren im Verband einfach sehr gut gearbeitet worden. In der Saisonvorbereitung haben wir die verschiedenen Bausteine gut in unser System integriert, es schaut danach aus, als würde das sehr gut funktionieren.“

Selina Egle: „Das es so aufgeht hätten wir uns nicht erträumt. Es ist gewaltig, wir sind richtig, richtig happy und sehr stolz auf uns. In Übersee werden die Karten neu gemischt, wir kennen die Bahn noch nicht, es wird sicher eine spannende Aufgabe sich diese gut zu erarbeiten und wieder saubere Läufe runterzubekommen.“

Lara Kipp: „Wir sind extrem unterschiedlich, ergänzen uns aber perfekt. Selina ist die Energiegeladenere, ich bin eher der Ruhepool. Wir passen super zusammen, es läuft richtig gut.“

Madeleine Egle: „Der absolute Wahnsinn, es war ein perfektes Wochenende. Der Sprint war sehr gut, ich bin absolut happy mit meiner Leistung, so kann es gerne weitergehen. Wir helfen uns gegenseitig weiter, der Teamspirit ist einfach gewaltig. Auch Hannah und Lisa haben die Qualität um auf das Podest zu fahren, wir sind alle drei voll dabei, das motiviert extrem. Jetzt kommen mit Whistler und Park City zwei Bahnen, mit denen ich deutlich mehr zu kämpfen habe. Mal schauen, wie es dann vor der Weihnachtspause im Gesamtweltcup aussieht, aber ich mache mir da gar nicht so viele Gedanken.“

Yannick Müller: „Wir freuen uns brutal, vor allem weil die ganze Familie und Freunde da sind. Es ist ein großartiges Erlebnis jetzt ganz oben am Podest zu stehen.“

Armin Frauscher: „Wir haben den ganzen Sommer richtig viel gearbeitet, Yannick hat viel investiert, dass das mit seinem Arm wieder hinhaut. Umso schöner ist es dann, wenn man unten im Ziel steht und weiß, dass es funktioniert hat. In Whistler waren wir im Doppelsitzer bisher einmal am Start, wir müssen vom ersten Trainingstag an Vollgas geben und uns die Bahn gut erarbeiten.“

Nico Gleirscher: „Es ist unbeschreiblich, ich habe kaum Worte dafür. Der Vormittag war perfekt, der Sprint hat sich dann gar nicht so gut angefühlt, aber das gesamte Set-up passt einfach. Das Team hält brutal zusammen, wir arbeiten super miteinander und unterstützten uns gegenseitig, das bringt uns alle weiter.“

Wolfgang Kindl: „Spätestens nach den Meisterschaften habe ich gewusst, dass Nico sehr stark ist. Ich habe im ersten Lauf voll riskiert und vielleicht etwas überpowert, bin im zweiten Lauf ähnlich wie Steu/Koller gestern einen Schritt zurückgegangen, das hat super funktioniert. Im Sprint habe ich die Kurvenpassage 4, 5 und 6 nicht so rund erwischt, aber mit zwei zweiten Plätzen kann ich sehr gut leben. Wir haben heute als ganze Mannschaft die Bestätigung für die Arbeit der vergangenen Jahre bekommen, es ist sicher ein Schritt nach vorne gelungen.“

Titelbild: Madeilein Egle holte sich beim ersten Saisonevent gleich zwei Siege.
Foto: ÖRV/Wilhelm

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