Der Blick richtet sich nach vorne

Es passierte beim vorletzten Rennen im Rahmen des Junioren-Weltcups auf der Seiser Alm. Riccarda Ruetz stürzte im ersten Run schwer, zog sich einen komplizierten Knöchelbruch zu. Statt erfolgreicher Titelverteidigung im Weltcup und nahezu sicher scheinendem Edelmetall bei den Europameisterschaften geht die Sellrainerin den steinigen Weg zurück an die Spitze. sportszene.tirol sprach mit der 18-Jährigen.

Riccarda, die wichtigste Frage vorweg: Wie geht es dir?

Es wird immer besser. Bis vor kurzem hatte ich noch starke Schmerzen. Aber mittlerweile kann ich wieder selbstständig aufstehen und darüber bin ich schon sehr glücklich (lacht).Auch wenn ich nicht gedacht hätte, mich einmal über so etwas zu freuen.

Wie schreitet der Heilungsprozess voran?

Nächste Woche werden Röntgenbilder gemacht und dann wird die Entscheidung getroffen, ob die Knochen von alleine heilen oder doch eine Operation notwendig ist. Mit der Physiotherapie habe ich bereits begonnen um schnell wieder fit zu werden.

Ist schon absehbar, wann du wieder ins Training einsteigen kannst bzw. wie schaut der Fahrplan für die Saison 23/24 aus?

Noch nicht ganz. Ich kann trotz Schiene ab sofort wieder mit dem Trockentraining starten. Doch bis ich vollständig wieder fit bin, wird es leider kein Eis mehr zum rodeln geben. Somit gibt`s in diesem Winter auch kein Rodel-Training mehr. Was die neue Saison angeht, möchte ich natürlich an meine bisherigen Leistungen anschließen und werde dementsprechend hart trainieren.

Wenn du den Sturz nochmal Revue passieren lässt: Wäre er vermeidbar gewesen?

Stürze sind immer vermeidbar! Doch das kann ich im Nachhinein leider nicht mehr ändern. Vorausgegangen ist dem Sturz ein zu später Einfahrpunkt und dann sind mehrere unglückliche Dinge zusammen getroffen.

Was wiegt schwerer: Der körperliche Schmerz oder die Enttäuschung darüber, dass du eine bis dahin sensationelle Saison nicht mit dem Junioren-Weltcup-Gesamtsieg und möglichem Edelmetall bei den Europameisterschaften krönen konntest?

Mit der Verletzung kann ich umgehen. Aber das abrupte Saisonende schmerzt sehr. Nach zwei Siegen und im Bewusstsein toll in Form zu sein, daheim zu sitzen während andere super Fahrten abliefern und die Preise abräumen, ist bitter.

Du sprichst es an: Vor kurzem fand in Mariazell die Junioren-Europameisterschaft statt. Wie schwer fiel das Zuschauen?

Anfangs war ich schon sehr deprimiert. Doch ganz wegschauen konnte ich im Endeffekt auch nicht. Gespannt und super nervös habe ich dann doch den Wertungslauf verfolgt und meinen TeamkollegInnen ganz fest die Daumen gedrückt. Für Sarah Schiller (die Deutsche holte Gold, Anmerk.) habe mich sehr gefreut, da sie in dieser Saison auch schon mit Rückschlägen zu kämpfen hatte. Auch die großartigen Ergebnisse des Teams freuen mich. Das ist ein rühmlicher Abschluss für eine schwierige Saison, in der wir es nicht immer leicht hatten. Vor allem gegen eine überragende italienische Mannschaft.

Mir persönlich wäre die Strecke in Mariazell sehr entgegen gekommen. Dort habe ich mich schon immer sehr wohl gefühlt. Auch mein erstes Weltcup-Podest holte ich auf dieser Bahn. Daher war es auch mein ganz große Ziel, Gold zu holen. Leider wurde nichts daraus. Doch der Blick geht nach vorne: Und nächstes Jahr kommt ja eine Junioren-WM.

Von 16. bis 19. Februar findet das Weltcupfinale in Umhausen statt. Wird man dich an der Bahn sehen? Und wie siehst du die Chancen von Thomas Kammerlander, Michael Scheikl und Tina Unterberger im Kampf um den Gesamtsieg?

Da ich jetzt wieder einigermaßen mobil bin, lasse ich die Chance natürlich nicht aus, das Team vor Ort anzufeuern. Thomas und Michi haben zwar ein paar Zähler Rückstand, doch in Umhausen haben sie schon oft gezeigt, wie schnell sie sein können. Der Kampf um den Gesamtweltcupsieg wird jedenfalls ein echter Krimi. Bei den Damen ist Evelin Lanthaler zurzeit das Maß aller Dinge. Tina liegt auf dem ausgezeichneten zweiten Platz. Ich hoffe sie kann diesen Platz verteidigen. Und wer weiß: Vielleicht gelingt ihr ja die ganz große Überraschung.

Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen weiterhin gute Genesung.

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