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„Sport hat in dieser Situation nicht oberste Priorität“

Die Skeleton-WM-Dritte Janine Flock wollte am Wochenende in die USA fliegen, um auf der WM-Bahn von 2021 in Lake Placid zu testen. 

„Wir hätten am Samstag einen Flug nach Amerika gehabt, auf den wir klarerweise verzichtet haben. In dieser Situation mit dem Coronavirus wäre das ja unverantwortlich gewesen“, erklärt die 30-jährige Heeressportlerin, die ab Dienstag im Lebensmittelhandel eingesetzt wird. 

Dienst beim Bundesheer
„Das Bundesheer hat mich informiert, dass ich in Rietz eingesetzt werde, um die Leute in der Hofer-Filiale zu unterstützen. Finde ich super, dass wir in dieser Situation auch helfen können“, sagt die Rumerin und schickt einen Appel in Sachen Coronavirus an ihre Tiroler Landsleute hinterher… 

„Bitte, wenn ihr nicht raus müsst, um anderen zu helfen oder dringende Wege zu erledigen, bleibt daheim! In einer Situation, wie dieser, müssen wir aufeinander schauen, indem wir den Anweisungen der Bundesregierung und unserer Landesregierung genau folgen.“

Training daheim
Auch für Flock ist derzeit, wenn sie nicht gerade mit dem Bundesheer im Einsatz ist, Training daheim angesagt. „Kraft-, Stabilisation und ein bisschen Ausdauertraining kann ich auch Indoor machen. Wie gesagt, wenn ich rausgehe, dann alleine oder mit Matthias (Guggenberger, Lebenspartner und Trainer, Anm.). Gesundheit geht vor, Sport hat da nicht die oberste Priorität.“

Ganz still sitzen kann Janine Flock nach dieser erfolgreichen Saison ohnehin nicht. Bei 8 von 9 Rennen lachte sie vom Siegertreppchen, einmal, beim Weltcup in Königssee, war es „nur“ Rang 5. Im Gesamt-Weltcup bedeutete das Platz 2, bei der EM und WM raste Flock jeweils zu Bronze.

„Die Konstanz hat gezeigt, dass wir trotz der vielen Regeländerungen vor der Saison auf dem richtigen Weg sind. Bei meinem Training und am Materialsektor“, sagt Flock. 

David gegen Technik-Goliaths
„Gerade beim Material bin ich extrem stolz auf mein Team, dass wir hier mit den Großen mithalten können. Die Deutschen haben das FES, ein Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten, die Briten McLaren hinter sich, da kommen Ingenieure zu den Wettkämpfen mit. Wir sind bei der Materialentwicklung im Endeffekt zu dritt. Ich bin der Testpilot, Matthias und Clemens (Berauer, Anm.) die Technik-Freaks. Und wir haben die Unterstützung der Firma Rathgeber, die unsere Ideen umsetzen können. Das ist ein großes Glück.“ 

Siegerehrung vor tausenden Fans
Der emotionale Saisonhöhepunkt war für Janine Flock das Weltcup-Saisonfinale in Sigulda, das gleichzeitig als Europameisterschaft galt: „Da waren bei den Herren-Rennen 10.000 Zuseher, die für eine gewaltige Energie an der Bahn gesorgt haben. Die Freude der Leute zu sehen, war etwas ganz Besonderes. Und genau dort durfte ich dreimal zur Siegerehrung, einmal für das Weltcuprennen, dann die EM-Medaille und schließlich der Kristallpokal für Platz 2 in der Weltcup-Gesamtwertung. Außerdem waren meine Mama, meine Geschwister und viele Freunde in Lettland mit dabei, das alles war einfach super schön.“ 

WM-Bronze auf Debüt-Bahn
Der sportliche Höhepunkt, war die WM in Altenberg, als Testlauf für Olympia 2022. „Diese Bahn ist seit 12 Jahren eine große Herausforderung für mich. Damals war ich 18 und es war meine erste WM. Ich wurde Dreiundzwanzigste. 12 Jahre später WM-Bronze zu holen, ist eine ordentliche Steigerung. Und mir wurde erst richtig bewusst, wie lange ich schon dabei bin. Es war einfach cool, dass ich mich nach vorne kämpfen habe können. Ich wusste als Vierte nach Tag 1 genau, dass ich zumindest eine Laufbestzeit für eine Medaille brauche und das ist mir gelungen!“ 

Oberstes Ziel: Olympia 2022
Das sportliche Ziel bleibt für die Olympia-Vierte von Pyeongchang eine Medaille bei den Olympischen Winterspielen in Beijing 2022. „Ich bin mit drei anderen Athleten zur Homologation der Bahn ausgesucht worden. Die wir voraussichtlich irgendwann im Herbst 2020 stattfinden. Alles ist auf Beijing 2022 ausgerichtet. Ich will, dass ich bis dorthin alles im Griff habe, was ich selbst kontrollieren kann, alles tue, was in meinen Händen liegt. Es geht um die bestmögliche Vorbereitung, um an diesen beiden Tagen bei Olympia das Optimum herausholen zu können. Bis dorthin gilt es, gesund zu bleiben und das Material weiterzuentwickeln, damit ich dann mit ruhigem Gewissen an den Start gehen kann.“

Janine Flocks Saison 2019/20 im Überblick
#1 Weltcup Lake Placid (USA, 7.12.) Platz 2
#2 Weltcup Lake Placid (USA, 13.12.) Platz 3
#3 Weltcup Winterberg (GER, 5.1.) Platz 3
#4 Weltcup La Plagne (FRA, 10.1.) Platz 2 
#5 Weltcup Innsbruck (AUT, 17.1.) Platz 2
#6 Weltcup Königssee (GER, 24.1) Platz 5
#7 Weltcup St. Moritz (SUI, 31.1.) Platz 3 
#8 Weltcup und EM Sigulda (LAT, 16.2) Platz 3, EM-Bronze
WM Altenberg (GER, 28.-29.2.) WM-Bronze

Weitere Informationen sowie alle Weltcup-Resultateund das abschließende Gesamt-Rankinggibt es auf ibsf.org

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