Knalleffekt in Zirl

Mit allem hatte man in Zirl gerechnet, mit dem allerdings wohl am wenigsten: Obmann Martin Plattner gab bei der gestrigen Vorstandssitzung seinen sofortigen Rücktritt bekannt. „Meine Amtszeit endet in zwei Jahren. Solange stehe ich dem Verein mit Rat und Tat zur Seite. Aber aus dem Tagesgeschäft ziehe ich mich mit sofortiger Wirkung zurück.“

Was auf den ersten Blick vielleicht nicht mal ein Schulterzucken wert scheint, ist eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen. Denn Plattner war es, der in seiner 22jährigen Tätigkeit die Sponsoren an Land zog, um den nicht ganz günstigen Spielbetrieb in Zirl zu sichern. „Zirl ist so abhängig von seinen Sponsoren wie kein anderer Verein. Wir haben keine Kantine, keine anderen Einnahmequellen. Das Geld, welches wir von der Gemeinde bekommen, geht direkt in den Nachwuchs. Der Spielbetrieb in der Kampfmannschaft wurde ausschließlich mit Sponsoren finanziert. Und die wollen für ihr Geld klarerweise eine Gegenleistung, die wir ob der Corona-Krise aktuell nicht erfüllen können.“

Und da es ohne Geld bekanntlich keine Musik spielt, wird das Regionalliga-Abenteuer wohl nur ein kurzes bleiben. „Ohne zahlungskräftige Sponsoren ist ein Spielbetrieb in der Regionalliga nicht finanzierbar. Dann müssen künftig eben kleinere Brötchen gebacken werden. Ob das letztendlich Zwangsabstieg heisst, muss die neue sportliche Leitung entscheiden“, so Plattner.

Die schaut, unbeeindruckt von der kurzfristigen Entscheidung, nach vorne. „Dass es Martin irgendwann lässt, war ja absehbar. Es war immer sein großer Wunsch, einmal Regionalliga zu spielen. Dieses Ziel hat man Dank seiner Unterstützung erreicht, und jetzt müssen eben kleinere Brötchen gebacken werden. Fakt ist, dass Zirl finanziell nicht mehr so auftreten wird wie zuletzt“, ist Vorstandsmitglied Manfred Scheuchenegger schon mitten in der Planung für die Zukunft. Und geht es nach Scheuchenegger, heißt diese weiterhin Regionalliga Tirol. „Jetzt geht es in erster Linie darum, mit den Spielern zu reden. Leistbare Spieler mit Herz sind in Zirl immer willkommen. Und sollten nur fünf Spieler aus der aktuellen Regionalliga-Mannschaft über bleiben, füllen wir diese halt mit Spielern der zweiten Mannschaft auf.“ Ähnliches gilt für die Gebietsliga-Mannschaft. Hier sollen künftig vorwiegend Nachwuchsspieler zum Einsatz kommen. Was die Trainerfrage betrifft – Werner Rott heuerte erst zu Ende der Hinrunde in Zirl an – gibt sich der neue sportliche Leiter noch zurückhaltend. „Ich habe mit Werner heute nur ein kurzes Telefonat geführt. Weitere Gespräche werden folgen und dann sieht man weiter.“

Doch nicht nur im sportlichen Bereich gibt es Handlungsbedarf. Auch ein finanzieller Rahmen muss geschaffen werden. „Von der Marktgemeinde erwarte ich mir künftig mehr Unterstützung. Etwa was die Kantine anlangt. Hier sind bereits Gespräche geplant. Aber eines möchte ich klar, und allen Unkenrufen zum Trotz festhalten: Zirl ist nicht tot und auch nicht pleite“, so Scheuchenegger.

Obmann Martin Plattner (links) zieht sich aus dem Tagesgeschäft zurück. Der bisherige 1B-Trainer Manfred Scheuchenegger leitet künftig die sportlichen Geschicke.

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