Der Wille war stark – der Körper nicht immer

38 Weltcuprennen bestritt Chiara Mair bislang in ihrer Karriere. Dabei schauten immerhin fünf Top-Ten-Plätze heraus. Mit Rang sechs im WM-Slalom von Cortina d`Ampezzo egalisierte die Götznerin ihre bislang beste Weltcup-Platzierung. Und auch in der Slalom-Disziplinen-Wertung langte es, als zweitbeste Österreicherin, zu einem Top-Ten-Platz. Der Blick zurück fällt trotzdem nicht nur positiv aus, wie die 24-Jährige im Sportszene-Gespräch verriet. Vor allem deshalb, weil der Körper nicht immer mitspielte.

Chiara, du hast die abgelaufene Saison als zweitbeste Österreicherin auf Rang neun der Slalom-Wertung beendet. Wie fällt dein Resümee aus?

Das Resümee der heurigen Saison ist kurz und knapp: Sehr schwierig und anstrengend. Aber ich habe mich durchgekämpft und einer besseren nächsten Saison steht nichts im Wege.

Du bist in sechs von neun Slaloms in die Top 15 gefahren, in drei in die Top 10. Was fehlt deines Erachtens noch für ganz vorne?

Das ist ganz klar: eindeutig nur die Gesundheit.

Wie froh bist du, dass eine lange Saison nun zu Ende ist? Eben auch angesichts deiner zum Schluss auftretenden körperlichen Probleme.

Sehr, sehr froh. Ich habe, umso näher es Richtung Saisonende ging, immer mehr mit meinem Körper kämpfen müssen. Ich habe wirklich harte und nicht gerade lustige Wochen hinter mir, aber das Kämpfen hat sich wie immer ausgezahlt. Top 10 ist Top 10.

Was hat es mit diesen körperlichen Probleme auf sich? Wie sehr beeinträchtigen sie dich in der Ausübung deines Sports bzw. wie kannst du diese in den Griff kriegen?

Das ist eine lange Geschichte und hängt mit meiner schweren Kopfverletzung vom Herbst 2018 zusammen. Das Gehirn ist sehr komplex und man kann sich gar nicht vorstellen welche großen körperlichen Auswirkungen es hat, wenn es nicht ganz fit ist. Ich habe genug Pläne bzw. ein starkes Therapeuten-Team hinter mir, die mich über den Sommer wieder fit machen. Und genau diese Zeit zum Heilen werde ich meinem Körper auch geben.

So gut es im Slalom auch lief, hakt es im Riesentorlauf noch etwas. Woran liegt es deiner Meinung nach?

Wie schon erwähnt, vor allem an der Gesundheit. Seit meinem Sturz 2018 war es für mich nicht mehr möglich andere Disziplinen außer Slalom so richtig zu fahren. Ich habe es zwar einige Male probiert, da mein Sportlerherz es so wollte, allerdings spielte mein Körper bislang leider noch nicht mit.

Im Zusammenhang mit Gesundheit fällt heutzutage immer wieder der Begriff Corona. Inwiefern hat die Pandemie die abgelaufene Saison beeinträchtigt?

Sehr! Vor allem in dieser Hinsicht, dass es sehr anstrengend war mit den ganzen Tests, Grenzkontrollen, Maskenpflicht etc. Das ganze Drumherum war einfach viel aufwendiger. Außerdem fehlten die Fans am Pistenrand schon sehr!!

Deine WM-Premiere kann mit Rang sechs als überaus gelungen bezeichnet werden. Wie fällt dein Blick zurück aus?

Hmm… eher ernüchternd. Ich habe leider schon im ersten Lauf meine Medaillenchance vergeben und konnte im zweiten Lauf nur noch Schadensbegrenzung machen. Die fiel dann mit einem 6. Platz am Ende eh ganz passabel aus, jedoch zählen bei einer WM nur die Plätze eins bis drei.

Nach der WM ist vor Olympia: Wie sehr freust du dich auf Peking 2022? Mit welchen Zielen fährst du dorthin?

Ob ich dort hin fahre weiß ich erst im Jänner 2022 (lacht). Aber ich habe auf jeden Fall aus meinen Fehlern vom letzten Großereignis, der heurigen WM, gelernt und werde diese bestimmt nicht mehr machen. Mit 25 wird es allerdings schon Zeit für mein erstes Olympia und ich würde mich sehr freuen dabei zu sein um mein bestes und schnellstes Schifahren zu zeigen (lacht).

Wann beginnt die Vorbereitung auf die neue Saison bzw. gibt es etwaige Änderungen am Material?

Nach der Saison ist vor der Saison, wie man so schön sagt (lacht). Die Vorbereitung hat demnach bereits begonnen und ich werde alles daran setzen mich körperlich und technisch zu verbessern. Und ja: Es wird was das Material angeht Veränderungen geben. Aber die werden nicht verraten, um mit Vollgas in die Olympiasaison starten zu können (lacht).

Mit Katharina Liensberger stellt Österreich die Nummer Eins im Slalom. Wie sehr profitiert man als Teamkollegin von einer derartigen Ausnahmekönnerin?

Hmm…, diese Frage bekomme ich oft gestellt. Ich muss sagen, dass ich persönlich ein Mensch bin, der seinen eigenen Weg geht und immer versucht das Bestmögliche für sich raus zu suchen. Denn der Erfolg bzw. Misserfolg anderer sollte die eigene Leistung nicht ändern. Allerdings ist es schon super einen solchen Anhaltspunkt im Training zu haben. Man startet auf jeden Fall weniger nervös und gespannt in die neue Saison wenn man gemeinsam trainiert.

Eine letzte Frage: Wie verbringt die Wintersportlerin Chiara Mair den Sommer?

Der Sommer ist bei mir gleich aktiv bzw. intensiv wie der Winter. Ich bin wach und aktiv solange die Sonne scheint. Das heißt von Früh morgens bis spät Abends! Ich liebe den Sommer, ich bin ein Sommerkind das auch im Sommer geboren wurde. Ich liebe das Meer, die warmen Temperaturen, die langen Tage und die Schönheit der Natur. Mein Sommertag ist eine Mischung aus Konditionstraining, Schwimmen, Reiten, Wandern, Eis essen, Skateboarden, Downhillen, Vitamin-D tanken und alles sonst, was nur im Sommer möglich ist.

Wir bedanken uns für das Gespräch!

Die Götznerin Chiara Mair zählt im Slalom zur absoluten Weltspitze. Fotos: ÖSV/TIROLFOTO/Erich Spiess

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