Erich Spiess

Schanzen-Jubiläum am Bergisel

Was schon früh als ambitionierte Vision begann und 2002 unter dem großen Einsatz des Österreichischen Skiverbandes, der Tiroler Landesregierung und der Stadt Innsbruck realisiert wurde, feiert in einer Woche, am 14. September 2022, ihr 20-jähriges Bestehen: die neue Innsbrucker Bergiselschanze.

Sie gilt nach wie vor als Vorzeigeprojekt in Österreichs Sportgesellschaft, thront seit mittlerweile zwei Jahrzehnten über Tirols Landeshauptstadt und ist aus dem heutigen Stadtbild nicht mehr wegzudenken.

Die eindrucksvolle Sportanlage, die im Besitz der Stadt Innsbruck steht und vom Österreichischen Skiverband gepachtet und betrieben wird, hat sich zu einem Wahrzeichen von Innsbruck entwickelt und ist seitdem ganzjährig ein beliebter Ausflugsort für zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland. Entworfen von der irakisch-britischen Stararchitektin Zaha Hadid hat die imposante Sprungschanze auch 20 Jahre nach ihrer Neu-Eröffnung nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt.

In großer Erinnerung blieb bei vielen die spektakuläre Sprengung des alten Schanzenturmes am 25. März 2001. Knapp eineinhalb Jahre später wurden die aufwendigen Bauarbeiten fertiggestellt und die Anlage am 14. September 2002 offiziell eröffnet. Der erste Wettkampf fand bereits zuvor, pünktlich zur 50. Vierschanzentournee, am 4. Jänner 2002 im Rahmen der traditionellen Wettkampfserie am neuen Bergisel statt. Den Premierensieg schnappte sich damals der Deutsche Sven Hannawald, der im weiteren Verlauf dieser Tournee sogar als erster Skispringer der Geschichte alle vier Springen gewinnen konnte. Seitdem pilgern jährlich bis zu 22.500 Fans zum Tourneespringen am Bergisel, verwandeln das Stadion in einen regelrechten „Hexenkessel“ und sorgen für eine im Skisprungweltcup einzigartige Atmosphäre. Mit Wolfgang Loitzl, Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern und Andreas Kofler konnten auch bereits vier heimische Springer am neuen Innsbrucker Bergisel triumphieren.

Verantwortlich für den Betrieb der Sportanlage ist die Bergisel Betriebsgesellschaft mbH, eine Tochtergesellschaft des ÖSV. Neben der Besucherabwicklung führt sie mit dem SKY Cafe im Schanzenturm, bei dem die Gäste während ihres Aufenthaltes einen unvergleichbaren Blick auf die Stadt Innsbruck und die Nordkette genießen können, und dem Restaurant 1809 auch zwei gastronomische Betriebe. Damit stellt die Bergiselanlage für den Verband auch eine wirtschaftlich wichtige Zweigstelle dar. Der Innsbrucker Bergisel ist ein Paradebeispiel dafür, dass gut durchdachte und geplante Sportstätten dazu in der Lage sind, den schwierigen Spagat zwischen Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und kulturellem Mehrwert zu schaffen.

Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der legendären Sportanlage lädt der Österreichische Skiverband kommenden Jänner im Zuge der Vierschanzentournee zahlreiche Wegbegleiter aus Politik, Sport und Wirtschaft zu einem Festakt ein, um die aufregende Geschichte rund um die Entstehung und Entwicklung des Innsbrucker Bergisels noch einmal Revue passieren zu lassen.

Fotos: Erich Spiess


Stimmen zum Jubiläum:

Roswitha Stadlober (ÖSV-Präsidentin): „Das Bergiselsppringen in Innsbruck – es gibt wenige Sportveranstaltungen in Österreich, die dermaßen im medialen Rampenlicht stehen, wie das Skisprung-Spektakel in der Tiroler Landeshauptstadt. Die Bedeutung des Bergisel Stadions geht für den ÖSV aber weit über eine imposante Wettkampfstätte hinaus. Als Teil der Ski Austria Gruppe ist die Schanze dank ihrer Geschichte und ihrer unverwechselbaren Architektur längst zu einem Wahrzeichen der Stadt Innsbruck geworden, welches Jahr für Jahr Tausende Besucher:innen aus aller Welt anlockt.“

Christian Scherer (ÖSV-Generalsekretär und Geschäftsführer Bergisel Betriebsgesellschaft m.b.H): „Der Bergisel hat für den Österreichischen Skiverband sportlich und wirtschaftlich einen hohen Stellenwert. Es freut uns, dass durch die Öffnung des Bergisel-Areals die atemberaubende Kulisse sowie die Begeisterung für den Skisprungsport für viele Menschen ganzjährig spürbar und erlebbar ist. Als Betreiber der Sportstätte und zweier Gastronomiebetriebe ist es unser Ziel, durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Bergisels neue Akzente zu setzen und damit die ungebrochene touristische Stahlkraft aufrechtzuerhalten.“

Andreas Widhölzl (Cheftrainer Skisprung Herren): „Der Bergisel ist damals wie heute eine richtig coole Anlage. Ich bin auf beiden Schanzen gesprungen, und der alte Bergisel war immer speziell, weil er einen extrem kurzen Tisch gehabt hat und deshalb sehr herausfordernd für uns war. Von der Stimmung her ist der Hexenkessel unten immer noch ein Wahnsinn. Es ist extrem laut und man kriegt einfach von den Leuten so viel mit. Mir persönlich wird der Bergisel immer in Erinnerung bleiben, weil ich hier bei der Tournee der erste Tiroler war, der gewinnen konnte. Seit Andreas Hofer, wenn man so will. So etwas vergisst man sein Leben lang nicht.“

Manuel Fettner (ÖSV-Skispringer): „Ich bin auf dem alten Bergisel auch noch gesprungen. Für uns Springer ist auf jeden Fall ein Unterschied, dass wir auf dem alten noch zu Fuß hinaufgehen mussten. Das war sehr mühsam. Vor allem, weil die Stufen alle unterschiedlich hoch waren. Der zweite Unterschied ist, dass man mittlerweile auch im Sommer springen kann, und das ist natürlich eine super Sache für uns in der Vorbereitung. So können wir das ganze Jahr am Bergisel trainieren. Die größte Neuerung vor 20 Jahren war wahrscheinlich das äußere Erscheinungsbild. Man kann sagen, dass der Bergisel jetzt das Wahrzeichen von Innsbruck ist und vielleicht sogar das Goldene Dachl ein bisschen abgelöst hat.“

Zahlen und Fakten:

• Besucher: 160.000 (vor Corona)
• Gästeschicht: DACH Raum, NL, Spanien und Italien
• Event-Highlights: Vierschanzentournee, Österreichische Meisterschaften  Sprunglauf/Nordische Kombination, Tennis Fed Cup (2004), Herbert Grönemeyer Konzert (2005), Universiade (2005), Public Viewing Area Fussball Heim-EM (2008), „Air & Style“ (2009), Eröffnung der Olympischen Jungendspiele (2012), FIS Nordische Ski Weltmeisterschaften Seefeld (2019)
• 115 Veranstaltungen (vor Corona): Feiern, Hochzeiten und Seminare im „Restaurant 1809 am Bergisel“, im „Restaurant Bergisel SKY“ und in den Seminar-Räumlichkeiten unter  dem Schanzenvorbau. 

Schanzendaten Bergisel Neu:

• K-Punkt: 120 m
• Hillsize: 128 m
• Turmhöhe: 50 m
• Anlauflänge: 98 m
• Schanzenrekord: 138 m, Michael Hayböck (AUT)
• Stadionkapazität: 28.000

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