ÖRV/Miriam Jennewein

„Höhepunkte gab es unzählige”

Mit den Weltcupsiegen 26 und 27 sowie seinem insgesamt fünften Gesamtsieg beendet Thomas Kammerlander jüngst in Umhausen seine so erfolgreiche Karriere im Rennrodeln auf Naturbahnen. sportszene.tirol blickte mit ihm auf seine außergewöhnliche Laufbahn zurück.

Thomas, bist du mit dem Ende deiner Karriere im Reinen?

Absolut! Man soll dann aufhören, wenn es am schönsten ist. Natürlich machst du dir hin und wieder Gedanken, ob es nicht weiter gehen soll. Aber es war jetzt der absolut richtige Zeitpunkt. Ich wollte immer gehen, wenn ich noch zu den Besten gehöre. Und ich habe meine Erfolge gegen absolute Top-Konkurrenten wie Patrick Pigneter und Alex Gruber aus Südtirol oder Michael Scheikl aus der Steiermark eingefahren.

Was waren deine Karriere-Highlights?

Höhepunkt gab es unzählige. Einige wenige kann ich da gar nicht rausheben. Ich erinner mich an meinen ersten Weltcupsieg 2006 in Umhausen. An meinen Sieg als erster Österreicher in Deutschnofen. Natürlich an meinen Weltmeistertitel 2021 auf der Grantaubahn. Da war wirklich viel dabei.

Hast du am Anfang deiner Laufbahn im Nationalteam an derartige Erfolge geglaubt, dass du der erfolgreichste Athlet Österreichs aller Zeiten werden würdest?

Geglaubt ist das falsche Wort. Ich habe gehofft. Planen kannst du so etwas aber natürlich nicht.

Deine Auftritt auf der Grantaubahn waren immer ganz etwas Besonderes. Auch für dich selbst?

Natürlich! Das waren ganz spezielle Drucksituationen. So wie von Alex Gruber erwartet wurde, dass er in Deutschnofen gewinnt, war das bei mir in Umhausen so. Wenn dann der Druck abgefallen ist, war’s auch für mich möglich, Emotionen zu zeigen. Da haben die Leute dann schon gesehen, dass ich nicht der Ice-Man bin, als der ich oft bezeichnet wurde.

Was dich nebst deinem fahrerischen Vermögen stets ausgezeichnet hat, war dein akribisches Arbeiten am Material und deine Bärenruhe.

Die Arbeit am Material war essenziell, um den damals bestehenden Rückstand auf die Südtiroler aufzuholen. Sie waren uns da lange einen Schritt voraus. Und was die innerliche Ruhe angeht: Die habe ich sicher von meinem Vater geerbt. Und es ist auch eine gewisse Ötztaler Eigenschaft. Es war schon ein Vorteil, dass ich nie nervös wurde.

Du musstest in all den Jahren natürlich auch Rückschläge verkraften. Auch schwere Verletzungen waren dabei.

Am ärgsten war sicher ein Crash in Deutschnofen 2011. Da war ich bewusstlos, lag dann einige Tage mit einem Schulterbruch in Bruneck in der Klinik. Dabei hatte ich aber noch großes Glück. Denn der Schlitten ist mit der Kufe über meinen Kopf gerauscht. Zum Glück über die Brille, sonst wäre das weit schlimmer ausgegangen. Bei einem Sturz in Deutschnofen 2015 erlitt ich eine Woche vor der WM in Mariazell Prellungen. Und im Jahr darauf mussten sie mir in der medalp einen Mittelfußbruch zusammenflicken.

Wie siehst du nach deinem Rücktritt die Zukunft des Rennrodelsports auf Naturbahnen in Österreich?

Michael Scheikl bleibt zunächst mal an Bord. Er ist ein Siegfahrer. Dahinter wird es wohl einige Jahre eine schwierige Phase geben, durch die wir durchtauchen müssen. Ich sehe einige gute Rodler, aber nicht die großen Talente für die absolute Spitze. Die guten müssten sich selbst bei der Nase nehmen und mehr investieren, erkennen, dass die Basis für die Erfolge während des Jahres gelegt wird.

Alex Gruber übte zuletzt in einem Interview mit italienischen Medien massive Kritik am Internationalen Rodelverband FIL. Wie ist da dein Standpunkt?

Dazu möchte ich gar nicht viel sagen. Aber es ist für mich völlig unverständlich, dass der eigene Verband Pläne torpediert, eine nachhaltige und kostengünstige Sportart ins olympische Programm aufzunehmen.

Wie sieht es mit deiner Zukunft aus? Wirst du dem Rodelsport erhalten bleiben?

Natürlich werde ich mit diesem Sport immer verbunden bleiben. Was eine etwaige offizielle Funktion angeht, müssen wir jetzt abwarten und schauen, was die Zeit bringt. Gewisse Überlegungen in diese Richtung gibt es. Das ist kein Geheimnis.

Möchtest du jemandem speziell danken?

Allen voran natürlich meiner Familie, ohne deren Rückendeckung so eine Karriere niemals möglich gewesen wäre. Dann natürlich auch meinen Sponsoren wie Sölden und Raiffeisen. Generell steht da eine riesengroße Mannschaft dahinter, die unverzichtbare Hilfe leistet.

Hast du einen speziellen Wunsch für die Zukunft?

Ja! Ich hoffe, dass es in der Grantau weiterhin so gut funktioniert wie bisher, trotz des Endes meiner Karriere.

Bild: Mit einem Lächeln beendete Thomas Kammerlander seine unvergleichliche Karriere.
Foto: ÖRV/Miriam Jennewein

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