IFSC/Lena Drapella

Bern war eine Reise wert

Nach dem Ende der Kletter-Weltmeisterschaft in Bern (SUI) zieht das KVÖ-Team eine erfreuliche Bilanz: Im Rahmen der IFSC Climbing World Championships (2x Gold; 1x Silber) sowie der IFSC Paraclimbing World Championships (1x Gold; 2x Silber; 1x Bronze) konnte das rot-weiß-rote Aufgebot insgesamt sieben Medaillen gewinnen. Darüber hinaus gab es für Jessica Pilz und Jakob Schubert, die sich einmal mehr als wichtige Medaillenbank zeigten, den Fixplatz für die Olympischen Sommerspiele in Paris 2024.

„Wir sind richtig happy. Das war nicht selbstverständlich, dass es drei Medaillen und zwei Olympia-Tickets gegeben hat. Es hat bereits in den Einzeldisziplinen gut angefangen. Wir haben durch die Bank gut performt. Franzi Sterrer war das erste Mal in dieser Saison im Boulder-Halbfinale, Nicolai Uznik ebenfalls am Punkt voll da und hat sich im Boulder-Finale gut geschlagen“, resümiert KVÖ-Coach Kilian Fischhuber und blickt mit großem Stolz noch einmal auf das olympische Format zurück: „Das Format kommt Jessy Pilz und Jakob Schubert entgegen. Die Boulder sind länger und sind nicht so verspielt. Vor allem Jessys Leistung hat mir imponiert. Sie hat sich alles zugetraut, ist furchtlos und entschlossen geklettert. Beide haben sich eine unglaublich gute Ausgangsposition erarbeitet. Wir haben gewusst, im Lead können wir uns auf sie verlassen. Sie hatten gute Karten in der Hand, haben sie dann aber auch ausgespielt.“

Pilz ergänzt: „Es hat lange so ausgeschaut, als müsste ich mit leeren Händen nach Hause fahren. Dass ich am Ende mit der Medaille und dem Olympia-Ticket noch einmal voll abkassieren konnte, ist einfach unglaublich. Die vergangenen Tage waren nicht nur körperlich, sondern auch mental eine Challenge. Irgendwie geht momentan die WM-Medaille etwas unter, jeder spricht nur vom Olympia-Ticket. Für mich zählt sie aber sehr viel und hat einen sehr großen Stellenwert. Es wird noch etwas dauern, bis ich das alles realisiert habe. Noch ist es surreal. Es war einfach eine grandiose Zeit hier in Bern. Solche Momente werden einfach im Kopf bleiben!“

Auch Teamkollege Schubert zeigt sich nach seinen beiden Goldmedaillen und dem Olympia-Ticket mehr als zufrieden: „Es hätte nicht besser laufen können. Zwei WM-Titel und das Paris-Ticket sind einfach überragend. Ich weiß gar nicht, wie das genau passiert ist. Ich war super vorbereitet, hatte aber in den entscheidenden Momenten das Glück auf meiner Seite. Es hat in Bern keine Phase gegeben, wo ich nicht mental bereit war. Ich bin in allen wichtigen und stressigen Momenten da gewesen. Im Finale waren die besten Kombinierer der Welt, daher macht es mich schon sehr stolz, dass ich den Titel geholt habe. Es war eine mega Zeit in Bern, eine WM ist immer etwas Besonderes. Solche Momente bleiben immer in Erinnerung. Speziell das Publikum war grandios. Ich muss sagen, dass die Schweizer uns mögen – sie haben uns brutal supportet. Ich brauche aber sicherlich noch ein paar Tage, bis ich das alles verarbeitet habe.“

Der Weg nach Paris

Für Pilz und Schubert beginnt nun ihr Weg nach Paris. Die beiden Kletter-Asse werden in Frankreich 2024 bereits zum zweiten Mal im Schein der fünf Ringe klettern und können somit frühzeitig planen. „Wir haben uns gut vorbereitet und haben auf eine Medaille im Boulder & Lead-Bewerb gehofft, aber dass es dann so aufgeht, ist natürlich sensationell. Jessy und Jakob haben jetzt weniger Druck, der Weg ist freigeschaufelt und wir können uns auf einen stressfreien Aufbau für die Olympischen Spiele in Paris konzentrieren. Auf der anderen Seite werden wir mit den anderen Athletinnen und Athleten ebenfalls versuchen, bei den Qualifikationswettkämpfen noch ein Ticket zu holen. Wir fahren sozusagen doppelgleisig“, sagt Fischhuber. „Nächstes Jahr kommt natürlich Druck dazu. Das gibt ihnen aber sicherlich viel Energie und Motivation, damit wir in Paris wieder auf den Punkt bereit sind. Auch wenn es noch weit weg ist, die Vorfreude kann man nicht leugnen.“

Schubert ergänzt: „Das Ticket für Paris ist super, aber ich habe trotzdem noch gemischte Gefühle. Wir dürfen ja bei keinen Quali-Bewerben mehr teilnehmen. Da wäre ich natürlich noch gerne mitgefahren und hätte Erfahrungen gesammelt. Irgendwie schade, aber ich bin glücklich über die Qualifikation. Es macht mein Leben einfacher. Jetzt geht es erst mal auf Urlaub und dann habe ich für heuer noch ein paar Felsprojekte geplant.“

Starke Paraclimber

Auch das rot-weiß-rote Paraclimbing-Team kann auf eine erfolgreiche WM in der PostFinance Arena zurückblicken und hat gezeigt, dass man auf dem höchsten internationalen Niveau mehr als nur konkurrenzfähig ist. Alle sechs Athlet:innen überstanden souverän die Qualifikation und konnten auch die große Final-Bühne noch einmal für sich nutzen.

„Wir können nur zufrieden auf unsere Bewerbe im Paraclimbing zurückblicken. Noch nie haben sich so viele heimische Athletinnen und Athleten für eine Weltmeisterschaft, die Heim-WM in Innsbruck ausgenommen, qualifiziert. In den vergangen Wochen haben sie im Weltcup schon gezeigt, dass sie in der absoluten Weltspitze mitklettern können. Wir haben es geschafft, dass alle sechs Österreicherinnen und Österreicher auch tatsächlich ins Finale ihrer Kategorien gekommen sind und wir am Ende mit vier Medaillen nach Hause fahren konnten. Die Weltmeisterschaft in Bern hat gezeigt, dass das Paraclimbing komplett im Aufschwung ist – das kann man nicht nur anhand der großen Anzahl an Sportlern festmachen, sondern das Niveau hat schon ein sehr hohes Level erreicht. Mittlerweile entscheiden Nuancen, das haben wir bei Daniel Kontsch – eine Plus-Wertung hat auf Bronze gefehlt – und bei Jasmin Plank; – ein Griff fehlte auf Gold – gesehen“, erklärt Paraclimbing-Nationalcoach Marco Lamprecht und ergänzt: „Wir haben wieder abgeliefert und gezeigt, dass wir auf einem hervorragenden Weg sind. Durch die großartigen Erfolge von Angelino und den anderen Athletinnen und Athleten bekommen wir auch medial eine größere Bühne. Das hilft, gibt uns noch mehr Motivation für die nächsten Aufgaben und bestätigt uns in unserem Tun. Es wäre einfach unglaublich cool, wenn die Paraclimbing-Bewegung mit einer fixen Aufnahme zu den Paralympics 2028 in Los Angeles belohnt werden würde!“

Angelino Zeller hat sich in der Klasse AL1 einmal mehr in Bestform präsentiert und für einen Hype gesorgt: „Der dritte WM-Titel in Folge war einfach unglaublich. Die Goldmedaille strahlt und macht mich richtig stolz. Es ist der Lohn für unsere harte Arbeit. Die letzten Tage waren einfach großartig. Schöne Emotionen, nervenaufreibende Momente, spannende Wettkämpfe, eine unglaubliche Stimmung in der Halle und ein unbeschreiblicher Team-Spirit. Es ist schön, wenn man diese Erlebnisse teilen und selbst ein Teil einer beeindruckenden Veranstaltung sein kann.“

Titelbild: Jakob Schubert
Foto: IFSC/Lena Drapella

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