ÖRV/Ebermann

Olympia-Rodler gehen auf Zug

Am 8. Dezember startet der Rodel-Weltcup in seine 46. Saison. Schauplatz der Auftaktrennen ist die Olympia-Bobbahn Mount Van Hoevenberg in Lake Placid. Der Reigen wird von den Entscheidungen im Doppelsitzer und den Herren Einsitzern eröffnet. Am Samstag folgt das Disziplinenrennen der Damen und der erste von drei Sprint-Weltcups 2023/24.

Das ÖRV-Team ist seit 29. November vor Ort, elf Schlitten sind für den Weltcupauftakt gesetzt, einzig Barbara Allmaier muss den Umweg über den Nationencup nehmen. Die Gesetztenliste ergibt sich aus den drei vorangegangenen Rennentscheidungen, pro Disziplin sind die Top-12 Schlitten fix für das jeweils bevorstehende Weltcup-Wochenende qualifiziert. Pro Nation sind im Weltcup je drei Doppelsitzer und je vier Einsitzer startberechtigt. Das heimische Aufgebot wird in Übersee durch Noah Kallan ergänzt. Der Salzburger, in der Vorsaison Gesamtdritter des Junioren-Weltcups, soll im Rahmen der Trainingswoche und des Nationencups Bahnerfahrung sammeln. Kallan feiert am 9. Dezember seinen 19. Geburtstag.

Die Schützlinge von Cheftrainer Christian Eigentler, die im Vorjahr beim Weltcupauftakt in Igls alle acht Rennen gewinnen konnten und damit die Geschichtsbücher bedienten, lieferten in Folge mit 14 Siegen und insgesamt 37 Podestplätzen im Weltcup, sowie acht WM-Medaillen voll ab. Einzig im Gesamtweltcup ließen die heimischen Asse Konstanz missen. Höhepunkte der heurigen Saison sind die Weltmeisterschaft Ende Jänner in Altenberg und die Heim-Europameisterschaft in Igls, zwei Wochen zuvor.

Dichtes Gedränge

Im Einsitzer der Herren ist das Gedränge um einen Platz an der Sonne wohl am intensivsten. Die Konkurrenz wird vom Gesamtweltcup-Sieger der Vorsaison, Dominik Fischnaller (ITA), dem deutschen Dauerbrenner Felix Loch, seinem Landsmann Max Langenhan, der nach seinem verletzungsbedingt verspätetet Einstieg in der Vorsaison die letzten sechs Weltcuprennen in Serie für sich entscheiden konnte, sowie dem Letten Kristers Aparjods angeführt. Österreich will mit dem regierenden Weltmeister Jonas Müller, Olympiasieger David Gleirscher, dem Olympia-Zweiten von Peking, Wolfgang Kindl, und dem Sprint-Weltmeister von 2021, Nico Gleirscher, erfolgreich Parole bieten.

Bei den Damen haben die deutschen Rodlerinnen trotz Rücktritts der sechsmaligen Olympiasiegerin Natalie Geisenberger und dem Wechsel von Dajana Eitberger in den Damen Doppelsitzer, nichts von ihrer Dominanz eingebüßt. Julia Taubitz hat in der Vorsaison den Gesamtweltcup ein drittes Mal gewinnen können, Anna Bereiter rodelte in Oberhof zu ihrer ersten WM-Goldmedaille. Neben den starken US-Amerikanerinnen, die speziell beim Auftakt in Lake Placid zu beachten sein werden, muss man auch mit der jungen Garde aus Lettland rechnen. Das heimische Quartett wird von der 25-jährigen Madeleine Egle angeführt. Die Rinnerin, die mit der Team-Staffel bereits zwei Olympiamedaillen, WM-Gold und den EM-Titel gewann, landete im Vorjahr vier Volltreffer und schloss den Gesamtweltcup auf Rang vier ab. Neben Hannah Prock und Lisa Schulte, die nach ihrer Schulteroperation im Sommer auf einem guten Weg zu alter Stärke ist, startet Barbara Allmaier in ihre ersten komplette Weltcupsaison in der allgemeinen Klasse. Die Tirolerin feiert heute (4.12) ihren 20. Geburtstag.

Karten werden neu gemischt

Selina Egle und Lara Kipp ließen es in der Debütsaison des Damen-Doppelsitzers ordentlich krachen, belegten im Gesamtweltcup hinter den Italienerinnen Andrea Vötter/Marion Oberhofer Rang zwei und sicherten sich in Oberhof hinter den Doppel-Weltmeisterinnen Jessica Degenhardt und Cheyenne Rosenthal (GER) jeweils WM-Silber. Nicht außer Acht lassen darf man die jungen Lettinen Anda Upite/Sanija Ozolina, sowie das Debüt von Dajana Eitberger, die im Vorjahr im Einsitzer-Gesamtweltcup Rang zwei belegte und nun mit ihrer deutschen Landsfrau Saskia Schirmer ein neues Kapitel aufschlägt. Der Heimvorteil beim Saisonauftakt wird den US-Schlitten auch in dieser Disziplin in die Karten spielen. Die Damen-Doppelsitzer sind ab sofort auch fixer Bestandteil der Team-Staffel, die sich nunmehr aus vier Disziplinen zusammensetzt. Der Team-Staffel-Weltcup ist in dieser Saison mit sechs Rennen ausgeschrieben, die erste Entscheidung fällt im Rahmen des Whistler-Weltcups am 16. Dezember.

Bei den Herren starten die Deutschen Tobias Wendl und Tobias Arlt nach dem Rücktritt der elffachen Weltmeister und Olympia-Zweiten von Peking, Toni Eggert und Sascha Benecken (GER), als klare Favoriten in die neue Saison. Das Duo aus Bayern hat 2022 zum dritten Mal in Serie Olympia-Gold im Doppelsitzer und in der Team-Staffel eingefahren und in der Vorsaison zum fünften Mal in ihrer Karriere im Gesamtweltcup triumphiert. In die Rolle der Jäger drängen neben den Letten Martins Bots/Roberts Plume, Emanuel Rieder/Simon Kainzwaldner (ITA) und Hannes Orlamünder/Paul Gubitz (GER) auch die Österreicher. Neben Yannick Müller und Armin Frauscher, die im Vorjahr mit drei Medaillen bei der Weltmeisterschaft in Oberhof so richtig aufzeigen konnten, drängen auch Juri Gatt und Riccardo Schöpf ins Rampenlicht. Die 22-jährigen Tiroler die im vergangenen Dezember in Igls ihren ersten Weltcupsieg feiern konnten, schrammten im Gesamtweltcup 2022/23 als Viertplatzierte nur knapp am Podium vorbei. Geht man von der individuellen Klasse und Erfahrung aus, muss man auch das neu formierte Duo Thomas Steu und Wolfgang Kindl am Zettel haben. Der Vorarlberger bildet nach dem Rücktritt von Lorenz Koller mit dem 35-jährigen Tiroler ein Team. Kindl, in seiner angestammten Disziplin Olympia-Zweiter, Doppel-Weltmeister und Europameister, wird weiterhin auch im Einsitzer an den Start gehen.

Weltcup Lake Placid – Aufgebot:

Einsitzer: Barbara Allmaier, Madeleine Egle, Hannah Prock, Lisa Schulte, David Gleirscher, Nico Gleirscher, Wolfgang Kindl, Jonas Müller

Doppelsitzer: Selina Egle/Lara Kipp, Juri Gatt/Riccardo Schöpf, Yannick Müller/Armin Frauscher, Thomas Steu/Wolfgang Kindl

Stimmen:

Madeleine Egle: „Die Schleimbeutelentzündung in der rechten Schulter ist noch nicht ganz ausgeheilt, dank der sehr guten Betreuung durch unseren Teamarzt Dr. Stefan Neuhüttler und der tollen Arbeit der Physiotherapeuten von Löberbauer Performance entwickelt sich die Sache aber in eine positive Richtung. Ich hoffe, dass ich beim Weltcupauftakt am Start voll durchziehen kann und verletzungsfrei durch die Saison komme. Ich will bei der Heim-Europameisterschaft und bei der WM in Altenberg um die Medaillen mitrodeln, auch der Gesamt-Weltcup ist ein Thema. Dafür muss ich aber voll fit sein, sonst werden speziell Julia Taubitz und Anna Bereiter nur sehr schwer zu schlagen sein. In Lake Placid hängen die Trauben für mich generell höher, hier habe ich einen 18. Platz als bestes Resultat zu Buche stehen. Ich hoffe, dass ich mir die Bahn in den Trainingsläufen gut erarbeiten kann und freue mich, wenn wir endlich wieder in den Rennmodus umschalten.“

Selina Egle: „Lara hat ihren Grundwehrdienst beim Bundesheer absolviert, ist erst verspätet ins Mannschaftstraining eingestiegen und hatte dann recht bald Probleme mit der Bandscheibe. Ich hatte zwischendurch auch einen Hänger, weil ich es ein wenig mit der Belastung übertrieben habe. Unterm Strich war es keine perfekte Vorbereitung. Der Einstieg wird sicher nicht einfach, wir sind beide noch nie in Lake Placid gerodelt, die Bahn ist schwierig, da wird es in der Vorbereitung vor Ort wohl wieder einige blaue Flecken geben. Das ändert aber nichts an der Vorfreude auf das Rennen und die ganze Saison.“

Jonas Müller: „Ich bin heilfroh, dass wir die Vorbereitung hinter uns haben und in die Rennsaison einsteigen. Wir haben einiges beim Material verändert, die ersten Eindrücke waren positiv, ich fühle mich auf dem Schlitten sehr wohl und freue mich wie gesagt, dass es endlich losgeht. Wie den meisten fehlen auch mir in Übersee die Rennkilometer. Lake Placid ist eine richtig schwierige Bahn, das taugt mir an sich, in Whistler sind dann gute Gleiteigenschaften gefragt, hier spielt das Material eine entscheidende Rolle. Unterm Strich möchte ich bei den Medaillenentscheidungen in Igls und Altenberg ein Wörtchen mitreden und auch im Gesamtweltcup bei den Besten dabei sein.“

Wolfgang Kindl: „Ich habe mich in der Vorbereitung mehr auf den Doppelsitzer fokussiert, habe im Einsitzer nur halb so viele Trainingsläufe wie der Rest des Teams absolviert und entsprechend wenig Material getestet. Die Meisterschaft war zwar positiv, aber abgesehen davon fehlt mir der Vergleich. Deswegen sind Prognosen schwierig, das gilt auch für den Doppelsitzer. Die gewonnene Meisterschaft gibt uns zwar Selbstvertrauen, aber wir wollen das Ergebnis von Igls nicht überbewerten. Die Doppelbelastung wird definitiv eine große Herausforderung werden, aber ich sehe das als zusätzlichen Reiz, um rodlerisch noch kompletter zu werden. Die Lust auf die Saison ist riesig, Lake Placid und Whistler sind beides Bahnen, auf denen ich schon gewonnen habe, die Vorfreude ist entsprechend groß.“

Thomas Steu: „Ich habe die gesamte Saisonvorbereitung erstmals seit 2018 ohne Verletzungssorgen durchziehen können, leider hat mich in der Vorwoche eine ziemlich heftige Grippe erwischt, die doch etwas Substanz gekostet hat. Bei hundert Prozent bin ich nicht, aber das ändert nichts an meiner positiven Grundstimmung. Ich freue mich sehr auf den Saisonstart, mag sowohl die Bahn in Lake Placid, als auch den Eiskanal von Whistler, obwohl sie von der Charakteristik komplett unterschiedlich sind. Man wird sehen, wie wettbewerbstauglich unser Paket ist, mit Prognosen bin ich eher vorsichtig.“

Yannick Müller: „Wir sind in Lake Placid unser zweites Weltcup-Rennen überhaupt gerodelt, waren seit damals nicht mehr vor Ort. Von dem her ist es praktisch eine neue Bahn für uns. Wir haben das Material über den Sommer modifiziert und in Übersee beide Schlitten dabei. Mit dem aus dem Vorjahr haben wir drei WM-Medaillen gewonnen, auch der neue zeigt sehr gut an, der Speed war zuletzt stark verbessert, auch am Start ist einiges weitergegangen. Die Heim-EM ist ein großes Ziel, da wollen wir um die Medaillen mitrodeln. Altenberg zählt nicht unbedingt zu unseren Lieblingsbahnen, aber wir werden auch bei der WM nichts unversucht lassen.“

Christian Eigentler/ÖRV-Cheftrainer: „Auch wenn das Wetter und die Eisqualität nicht immer und überall mitgespielt haben, bin ich mit unserer Saisonvorbereitung so weit zufrieden. Wir haben unser Programm bestmöglich durchgezogen und unsere Hausaufgaben im athletischen Bereich und beim Schlittenbau gut erledigen können. Jetzt gilt es hinsichtlich des Weltcupauftakts an den letzten Schrauben zu drehen und dann mit maximaler Energie in die Saison zu starten. Die Mannschaft ist bereit, ein paar kleine Wehwehchen sind leider immer dabei. Thomas fehlen nach seiner Grippe sicher noch ein paar Prozent, auch Madeleine hat ihre Schleimbeutelentzündung noch nicht restlos ausgeheilt, dafür ist Lara nach ihrem Bandscheiben-Einriss wieder voll belastbar. Barbara Allmaier wird im Nachwuchsbereich lediglich die Junioren-Weltmeisterschaft bestreitet und den Rest der Saison bei den Arrivierten antreten. Mit Noah Kallan ist in Lake Placid ein weiterer Nachwuchsrodler dabei, er wird den Nationencup bestreiten und soll in Hinblick der kommenden Jahre Bahnerfahrung sammeln. Unterm Strich haben wir sehr viel Qualität in unseren Reihen und wollen unseren hohen sportlichen Ansprüchen auch heuer wieder gerecht werden.“

Zeitplan Weltcup Lake Placid

Freitag, 8. Dezember 2023:

09.00 Uhr*         1. Lauf Doppelsitzer/Herren

09.48                    1. Lauf Doppelsitzer/Damen

10.45                    2. Lauf Doppelsitzer Herren

11.37                    2. Lauf Doppelsitzer/Damen

12.40                    1. Lauf Herren

14.10                    2. Lauf Herren

Samstag, 9. Dezember 2023

09.30 Uhr*         1. Lauf Damen

10.50                    2. Lauf Damen

12.15                    Sprint Herren

13.00                    Sprint Doppelsitzer Damen

13.29                    Sprint Doppelsitzer Herren

14.05                    Sprint Damen

*Ortszeit

Foto: ÖRV/Ebermann

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