KVÖ/Heiko Wilhelm

WM-Auftakt nach Maß

Rot-weiß-roter Jubel am Schweizer Nationalfeiertag! Österreichs Athleten zeigten zum Auftakt der Kletter-Weltmeisterschaft in Bern in der Boulder-Qualifikation starke Leistungen und wurden mit zwei Halbfinaleinzügen belohnt. Die Erleichterung bei Jakob Schubert und Nicolai Užnik war entsprechend groß.

Das Motto am Dienstag: Kühlen Kopf bewahren, denn der WM-Auftakt wurde zur „Hitzeschlacht“. Zahlreiche Fans kamen am Schweizer Bundesfeiertag vorbei, um den Besten der Welt in der Boulder-Qualifikation der Herren zuzusehen. Die Nebenhalle der PostFinance Arena, eigentlich eine Curlinghalle, heizte sich schnell stark auf.

„Fast wie in Tokio“

Jakob Schubert ließ sich davon nicht beirren. Trotz einer leichten Verkühlung erreichte der 32-jährige Innsbrucker auf den fünf Quali-Bouldern vier Tops und fünf Zonen und schaffte als Vierter seiner Gruppe – die besten zehn Athleten pro Gruppe steigen auf – und Gesamt-Siebenter den Aufstieg ins Semifinale der Top-20.

„Es war brutal heiß, fast wie bei den Olympischen Spielen in Tokio. Umso mehr kann ich mit meiner Performance zufrieden sein, es war eine gute Runde“, sagte Schubert, der vor der WM angekündigt hatte, wie wichtig ein guter Start sein würde. „Ich wusste, dass mir das für die restliche WM viel Druck nehmen kann. Das war kein Spruch, sondern ernst gemeint. Die Boulder-Qualifikation ist für mich eigentlich die härteste Runde, weil sie mir vom Stil her oft nicht liegt. In Hinblick auf den Boulder&Lead-Bewerb ist das Halbfinale schon einmal sehr wichtig.“

Intensive WM steht bevor

Für den olympischen Boulder&Lead-Bewerb werden bei der WM die beiden Wertungen der Einzeldisziplinen kombiniert, die Top-20 stehen im Semifinale. Die drei Medaillengewinner sichern sich in weiterer Folge das Olympia-Ticket für Paris. „Das ist und bleibt das große Ziel, zuvor gilt es aber, in den Einzeldisziplinen weiter zu performen.“ Spätestens nach dem geglückten Auftakt ist klar, dass es für Schubert eine intensive WM wird. „Der Zeitplan ist hier echt sehr gut mit genügend Ruhetagen. Ich denke nicht, dass es zu viel wird, selbst wenn ich es im Bouldern ins Finale schaffe. Deswegen werde ich im Halbfinale alles rausholen.“

Einer dieser Ruhetage steht bei den Herren am morgigen Mittwoch an. Wer den Tiroler kennt, der weiß: Ruhetag ist ein Begriff, mit dem Jakob Schubert wenig anfangen kann – bei der WM ist er jedoch wichtig. „Ich werde nicht den ganzen Tag im Bett liegen, aber auch kein Training absolvieren. Es geht darum, die Haut an den Händen wiederherzustellen und mit dem Physio zu arbeiten“, so Schubert. Nachsatz: „Lieber sind mir aber Wettkampftage.“

Užnik beweist Kämpferherz

In der anderen Quali-Gruppe erwischte Nicolai Užnik keinen optimalen Start, auf dem kniffligen ersten Boulder gelang ihm keine Wertung. „Oft ist der Start in eine Runde entscheidend. Diesmal habe ich gewusst, dass es noch nicht vorbei ist und bin ruhig geblieben. Aber mir war klar, dass ich danach liefern muss.“ Das Vorhaben konnte der 22-jährige Kärntner perfekt umsetzen, schaffte in weiterer Folge drei Tops und vier Zonen und belegte in seiner Gruppe Rang sechs (Gesamt-Elfter).

„Im Großen und Ganzen war es eine gute Runde. Ich bin extrem erleichtert, dass ich es ins Halbfinale geschafft habe. Der Cut von mehr als 120 Athleten auf 20 ist brutal und gerade im Bouldern kann so viel passieren, deswegen bin ich sehr froh“, so Užnik, der bei der WM nach mehr strebt. „Das nächste Ziel lautet Finale. Ich weiß, dass ich es draufhabe, aber es geht im Halbfinale wieder von null los.“

Besonders groß war die Freude, dass mit Schubert ein zweiter Österreicher im Halbfinale steht. „Das ist extrem cool, für das ganze Team ist es wichtig, dass es bei einem Großereignis von Beginn an läuft. Das letzte Mal, dass wir beide im Semifinale waren, ist schon eine Zeit lang her“, erinnert sich Užnik. Genauer gesagt war dies im vergangenen Jahr bei der Europameisterschaft in München der Fall, als der Kärntner später Gold holen konnte. „Die Vorzeichen sind gut, wir werden beide voll angreifen.“

Pilz & Co. steigen in die WM ein

Stefan Scherz, dessen Fokus auf dem Vorstieg liegt, nahm die Boulder-Qualifikation in Hinblick auf den Boulder&Lead-Bewerb ebenfalls in Angriff. Der Niederösterreicher präsentierte sich gut, erreichte ein Top und vier Zonen und belegte Rang 39. Jan-Luca Posch feierte in Bern sein Comeback nach der Fingerverletzung. Mit einem Top und drei Zonen landete er auf Rang 57.

Semifinale und Finale im Herren-Bouldern folgen am Freitag. Zunächst steigen am Mittwoch die Damen mit der Lead-Qualifikation in die WM ein, aus österreichischer Sicht sind Jessica Pilz, Mattea Pötzi und Franziska Sterrer am Start.

WEITERES PROGRAMM IFSC KLETTER-WM BERN

2. August: Lead Damen, Qualifikation
3. August: Lead Herren, Qualifikation | Bouldern Damen, Qualifikation
4. August: Bouldern Herren, Semifinale & Finale
5. August: Bouldern Damen, Semifinale & Finale
6. August: Lead Damen & Herren, Semifinale & Finale
7. August: Pause
8. August: Paraclimbing Damen & Herren, Qualifikation
9. August: Boulder & Lead Damen & Herren, Semifinale
10. August: Speed Damen & Herren, Qualifikation & Finale | Paraclimbing Damen & Herren, Finale
11. August: Boulder & Lead Damen, Finale
12. August: Boulder & Lead Herren, Finale

Foto: KVÖ/Heiko Wilhelm

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