Langfristig braucht`s ein Dach über`m Kopf

Rund 1.350 Spielerinnen und Spielern ist der Tiroler Eishockeyverband eine Heimat. Nicht weniger als 460 Spiele wurden in den vergangenen vier Monaten absolviert. Wie er die abgelaufene Saison bewertet und was er sich von der Zukunft erhofft, besprach sportszene.tirol mit dem Zirler TEHV-Wettspiel-Referenten Christoph Baumann.

Christoph, die Saison 2023/24 ist Geschichte. Wie fällt dein Resümee aus? Grundsätzlich sind wir mit der abgelaufenen Saison sehr zufrieden. Auch weil wir in Tirol, im Vergleich zu Südtirol um hier ein nahes Beispiel zu nennen, nicht gerade gut bestückt mit Eishallen sind und das Wetter für uns von großer Bedeutung ist. Zu Beginn der Saison meinte es der Wettergott nicht gut mit uns. Wenn es zu den Spieltagen regnet oder schneit haben wir oftmals keine Chance die Spiele durchzubringen und müssen verschieben. Zudem sind die Spieltage in vier Monaten auch sehr begrenzt. Im Februar war es dann überdurchschnittlich warm und einige Gemeinden drohten mit dem frühzeitigen Abschalten der Kühlanlage, weil es sehr viel Geld kostet. Beim Finale der Senioren in Mils konnte man förmlich zusehen, wie das Eis zerronnen ist.

Bleiben wir gleich beim Thema: Die Winter werden immer wärmer. Welche Gefahren birgt das für den Eishockey-Sport generell? Ist eine Eishalle für einen Verein künftig unausweichlich? Es geht sicher in Richtung Halle – auch wegen des Klimawandels. Natureisanlagen sind schon lange unmöglich, aber auch die Kunsteis-Außenbahnen haben immer mehr Probleme. Was die Hallen angeht, müssen sich die Gemeinden zusammentun und die Politik muss unterstützend unter die Arme greifen. Gespräche diesbezüglich haben schon stattgefunden.

Kommen wir zum sportlichen: Die Tiroler Eishockey-Liga bekam nicht nur einen neuen Namen, sondern auch einen neuen Modus. Wie hat sich dieser aus deiner Sicht bewährt. Der Name entstand ebenso wie der Spielmodus in Zusammenarbeit mit unseren Vereinen. Und beides wurde für gut befunden. Es war ein neuer Modus mit dem Ziel mehr Spiele zu generieren. Auch die Gruppenteilung sollte die Leistungsunterschiede etwas abfedern. Aus meiner Sicht hat das gut funktioniert. Was vielleicht nicht passieren sollte ist, dass der Tiroler Meister bereits feststeht, während die untere Gruppe noch spielt.

Kritik kam auch seitens der Vereine auf, weil das Niveau der einzelnen Mannschaften extrem unterschiedlich war. Wie sinnvoll ist es wirklich, wenn Teams wie Ehrwald oder Zirl gegen Mils oder Wattens zweistellig verlieren? Das wird es immer wieder geben, dass einige Teams besser und andere Teams weniger gut sind. Wir können hier nur bedingt eingreifen und wollen uns auch bei den Zielen und Strategien einzelner Vereine nicht einmischen. Das kann sich von Saison zu Saison sehr rasch ändern.

Ein Grund für das Liga-Format ist auch die begrenzte Zahl an Teams. Was kann der Verband unternehmen, dass wieder mehr Mannschaften an einer Meisterschaft teilnehmen? Wir wünschen uns definitiv mehr Teams. Aber auch das ist im Detail nicht ganz einfach. Es spielen hier sehr viele Faktoren mit. Angefangen von Infrastruktur, Finanzen, Anzahl der verfügbaren Spieler, Reglement, etc. Wir als Verband versuchen die Vereine dahingehend zu unterstützen, dass kontinuierlich Nachwuchsarbeit geleistet wird und dass mehr einheimische Spieler zum Sport kommen. Das braucht jedoch sehr viel Zeit.

Beim Hockey-Cup Tirol, der Meisterschaft für Hobbymannschaften, nahmen heuer zwölf Teams teil. Inwiefern wäre hier eine Symbiose zielführend. Wir denken seit vielen Jahren darüber nach. Aber auch hier liegt der Teufel im Detail. Es ist gut und lobenswert, dass es den Hockey-Cup Tirol gibt. Wir sehen ihn auch nicht als Konkurrenzprodukt, weil dort ein anderes Reglement herrscht. Aber es gibt Teams, wo sehr viele Schiedsrichter selbst mitspielen. Und wir benötigen für unseren Betrieb eben genau jeden dieser Schiedsrichter. Dann gibt es auch noch das Thema mit den Transferkartenspielern. Bei uns sind nur zwei erlaubt, wir unterliegen hier auch den Bedingungen des ÖEHV. Beim Hockey-Cup ist die Anzahl unbegrenzt.

Wenn man über die abgelaufene Spielzeit spricht, kommt man um deinen Stammverein Zirl nicht umhin. Einst gefeierter Elite-Liga-Sieger gab`s heuer wieder einmal die rote Laterne. Wie siehst du die Zukunft des Zirler Eishockeys? Natürlich kann ich mich noch gut an die Elite Liga Zeit erinnern. Aber wenn wir ehrlich sind, wurde sehr viel Geld in den Kader investiert und wir hatten wenig Eigenbauspieler. Ich denke langfristig gesehen werden in Zirl wieder erfolgreichere Zeiten kommen. Davon bin ich überzeugt. Das Ziel ist es junge Spieler in die Kampfmannschaft zu integrieren. Und dieser Weg wird auch in Zukunft weitergeführt. Die größte Herausforderung dabei ist unsere marode Infrastruktur. Hier wurde in den vergangenen Jahren immer nur notdürftig geflickt. Eine ordentliche Sanierung hätte unterm Strich Geld und Nerven gespart. Es gibt Gespräche mit Verantwortlichen auf mehreren Ebenen. In diese setzen wir große Hoffnungen. Immerhin können wir ja nicht nur sportliche Erfolge vorweisen, sondern erfüllen auch eine Funktion für die Gesellschaft. So bieten wir weit über hundert Kindern eine sinnvolle und gesunde Freizeitbeschäftigung.

DU sprichst den Nachwuchs an. Da läuft es richtig gut. Sowohl die U18 als auch die U15 der SPG Götzens/Zirl kürte sich zum Tiroler Meister. Welches Erfolgsgeheimnis steckt dahinter? Sowohl Zirl als auch Götzens fokussieren sich sehr stark auf den Nachwuchs. Und wie man sieht zahlt sich das aus. Eine Spielgemeinschaft hat halt auch den Vorteil, aus einem größeren Pool von Spielern eine schlagfertige und starke Mannschaft formen zu können. Zudem setzen wir seit geraumer Zeit den Fokus auf ein Ganzjahrestraining. Das trägt schon Früchte, ist aber extrem teuer.

Von den Kindern zum Frauen-Eishockey. Mit den Red Angels Innsbruck und der SPG Kufstein/Kitzbühel gibt es gerade mal zwei Damenteams in Tirol. Wie kann man Eishockey für Mädchen attraktiver gestalten? Aus meiner Sicht kommen wieder viel mehr Mädchen zum Eishockey. Derzeit haben wir 68 Spielerinnen bei uns im Verband gemeldet. Wenn die Entwicklung so weiter geht, gibt es in ein paar Jahren vielleicht wieder eine eigene Damen-Liga.

Schlagen wir noch einen kurzen Haken zum Profisport. Von 10. bis 26. Mai findet in Tschechien die Eishockey-WM statt. Wer holt sich den Titel und was traust du Österreich zu? Ich denke Kanada holt sich den Titel. Aber natürlich darf man die Tschechen mit dem Heimvorteil im Rücken nicht unterschätzen. Für Österreich würde ich mir wünschen, dass wir wieder den Klassenerhalt schaffen.

Zum Schluss noch eine Frage, die du als Sohn des Zirler Eishockey-Präsidenten nicht versemmeln darfst: Wie viele Spieler haben von Zirl aus den Weg in die österreichische Bundesliga oder darüber hinaus geschafft? (lacht) Ui, ich glaub diese Frage kann ich nur versemmeln. Das waren einige. Unter anderem ein Nico Feldner, Markus Gratzer, Julian Pusnik, Dario Winkler, die Witting-Brüder Marcel und Samuel und natürlich nicht zu vergessen Janine Weber, welche auch in Zirl gespielt hat. Und ich bin mir sicher, dass ich jemanden vergessen habe.

Wir bedanken uns für das Gespräch.

TEHV-Wettspielreferent Christoph Baumann (rechts) mit Papa und Verbandskoordinator Josef Baumann.

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