Den größten Gegner hat Stephi schon mal besiegt

Mit den Rennen von St. Moritz startet Ski-Ass Stephanie Venier nächstes Wochenende in ihre achte Weltcup-Saison. sportszene.tirol traf die bald 27-Jährige – die Oberperferin feiert am 19. Dezember ihren Geburtstag – zu einem ausführlichen Gespräch.

Stephie, die wichtigste Frage in der heutigen Zeit vorweg: dir und deiner Familie geht`s gut?

Ja, mittlerweile geht`s mir bzw. uns wieder gut. Denn auch meine Schwester Bianca und ich sind von Corona nicht verschont geblieben. Uns hat es beide erwischt und wir mussten ein paar Tage im Bett verbringen.

Jetzt bist du eine durchtrainierte Top-Athletin. Wie sehr nagt Corona an der körperlichen Substanz?

Ich war die ersten zehn Tage extrem müde. Da habe ich schon gemerkt, dass alles ein bisschen anstrengender ist. Mittlerweile spüre ich nichts mehr. Ich hab mich auch nochmal komplett durch testen lassen und es passt zum Glück alles.

Wie gehst du grundsätzlich mit dem Thema Corona um?

Es ist ein schwieriges Thema. Zuerst war es ziemlich weit weg. Aber so schnell hab ich gar nicht schauen können, bin ich selber erkrankt. Obwohl ich sehr auf die entsprechende Hygiene geachtet habe. Ich habe so oft als möglich die Hände gewaschen, habe den Mund-Nasenschutz getragen, und habe etwa Einkaufszentren gemieden. Und dennoch habe ich es bekommen. Woher weiß ich bis heute nicht. Deshalb möchte ich an dieser Stelle einen Appell an alle richten: Unterschätzt das Virus nicht. Es kann jeden erwischen.

Kannst du das Wort PCR-Test überhaupt noch hören?

(lacht) Ich habe sicher schon um die 25 Tests gemacht. Aber wie man gesehen hat, war kein einziger umsonst. Mir sind diese Testungen persönlich ganz wichtig. Deshalb finde ich es auch gut, dass beim ÖSV so viel Wert darauf gelegt wird.

Inwiefern hat die Pandemie die Vorbereitung auf die neue Saison beeinflusst?

Sehr! Weil ich durch meine Erkrankung in der wichtigsten Zeit der Vorbereitung zwei Wochen Kondi- und Skitraining verpasst habe. Für die Zukunft bin ich dennoch optimistisch, weil ich die Tage davor und danach gut nutzen konnte. Und die Gesundheit ist und bleibt einfach das Wichtigste.

Wo lagen die Schwerpunkte in der Vorbereitung?

Das Hauptaugenmerk galt der Technik. Wir sind vermehrt Riesentorlauf gefahren. Das hat sich im letzten Jahr schon bewährt. Was das Material anlangt, haben wir neue Skier bekommen. In Sachen Schuh greife ich auf Altbewährtes zurück.

Die traditionellen Übersee-Rennen konnten coronabedingt nicht durchgeführt werden. Schade, oder egal, weil die Reisestrapazen wegfielen?

Die Reisestrapazen habe ich immer gerne auf mich genommen, weil die Rennen in Kanada und Amerika immer lässig sind. Auch zum Trainieren geht`s dort super. Andererseits hatten wir bei uns auch super Bedingungen und haben das Beste aus der Situation gemacht.

Für das Wochenende sind in St. Moritz die ersten zwei Super-G geplant. Wie groß ist die Hoffnung, dass die Rennen auch stattfinden?

Ich gehe davon aus, dass die Rennen wie geplant stattfinden, bereite mich dementsprechend vor. Man muss halt ein bisschen improvisieren. Bis jetzt schaut es jedenfalls ganz gut aus.

Deine Erwartungen für den Speed-Auftakt?

Die sind nicht wirklich groß. Aber solange ich meine Hausaufgaben mache, kann ich mir nichts vorwerfen.

Die ersten Rennen finden ohne Publikum statt. Wie sehr bekommt man die Stimmung am Pistenrand unter dem Helm überhaupt mit?

Klar ist es schade, wenn die Rennen ohne Publikum stattfinden. Vor allem beim Abschwingen stelle ich mir das eigenartig vor. Aber während dem Fahren krieg ich sowieso nichts mit (lacht).

Der Saisonhöhepunkt ist die Weltmeisterschaft in Cortina d`Ampezzo. Mit welchen Erwartungen gehst du in das Großereignis und wie liegt dir die dortige Strecke?

Vorweg hoffe ich, dass die Pandemie bis dahin abflaut. Aber im Grunde ist es eine Weltmeisterschaft wie jede andere. Ich lasse alles auf mich zukommen. Die Strecke an sich liegt mir ganz gut. Ich bin dort auch schon am Stockerl gestanden. Aber da bin ich nicht die Einzige. Cortina ist von vielen Läuferinnen die Lieblingsstrecke.

Wenn du wählen könntest zwischen der kleinen Kristallkugel für den Abfahrts-Weltcup oder einer WM-Medaille. Wofür würdest du dich entscheiden?

Puh, das ist eine gute Frage. Ich würde wohl die Kugel nehmen, weil ich dann über die Saison hinweg konstant gut gefahren bin und entsprechende Ergebnisse feiern konnte. Die WM ist halt eine Momentaufnahme. Andererseits wäre eine Goldene schon auch schön. Aber eine Kristallkugel eben auch (lacht).

Was ist heuer generell möglich, wer sind die größten Rivalinnen?

Aufgrund von Corona kann ich das absolut nicht einschätzen. Auch weil wir nie mit anderen trainiert haben. Aber ich denke, dass man die üblichen Verdächtigen am Schirm haben muss.

Für Ende Februar ist die Olympia Generalprobe in Yanqing geplant. Wie mulmig wird einem beim Gedanken, gerade in Zeiten von Corona nach China zu fliegen?

Ein mulmiges Gefühl ist sicher dabei. Aber ich denke schon, dass es sicher ist. Die FIS hat sich dahingehend sicher etwas überlegt.

Kennst du die dortige Strecke?

Nein, die Strecke ist mir völlig neu. Ich bin gespannt was uns da erwartet.

Du bist wie viele deiner Sportler-Kollegen sehr aktiv auf den diversen Social-Media-Kanälen unterwegs. Ist das mehr Verpflichtung oder willkommene Abwechslung zum Alltag?

Ich mache das sehr gerne. Ich mag es zu fotografieren, Bilder auszusuchen. Zudem kann ich entscheiden, was die Leute sehen sollen.

Zuletzt konnten dich die Leute beim „Bagger filmen“ und beim „Küche aussuchen“ sehen. Hast du den Lockdown zum Hausbauen genutzt?

(lacht) Nein! Ich habe eine Wohnung und bin sehr happy damit. Mein Schwester baut auf das Elternhaus drauf. Und für mich schaut dabei hoffentlich ein Fitness-Raum heraus (lacht).

Vielen Dank für das Gespräch, viel Erfolg für die neue Saison und vor allem viel Gesundheit.

Stephanie Venier blickt zuversichtlich auf die kommende Weltcup-Saison. Foto: Venier.

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