Michal Cerveny

„Es geht nicht nur um das Gewinnen”

In der Lenzerheide steht an diesem Wochenende der Nächste Weltcup im Mountainbiken auf dem Programm. Andrea Koschier analysiert das Short-Track-Rennen der Damen vom Freitag.

Wie verlief das Short Track aus Sicht der Tirolerinnen Mona Mitterwallner und Laura Stigger?

Beide konnten aus der ersten Startreihe ins Rennen gehen. Die erste Runde war eine verkürzte mit weniger als einer Minute Fahrzeit, die restlichen Runden waren gute zwei Minuten lang. Die Short-Track-Strecke in Lenzerheide macht das Überholen schwer. Laura hat einen sehr guten Start erwischt und war in den ersten zwei Runden in der Spitzengruppe. Man sah aber ab der dritten Runde, dass sie große Mühe hatte, das Tempo zu halten und zwar auch dann, wenn vorne mal kurz ein bisschen taktiert und gebummelt wurde. Laura ist leider immer weiter zurückgefallen. Sie hat nicht gut ausgesehen, im Ziel geschnauft wie ein Dampfross. Ich denke, es war nicht ihr Tag. Sie konnte ihre typische Fahrweise nicht zeigen. Mona hat das gezeigt, was wir schon das ganze Jahr über im Shorttrack beobachten: Nach einem sehr langsamen Start wird sie weit nach hinten durchgereicht. Mona war nach den ersten zwei Runden nicht in den Top 30. Sie holt sukzessive auf, aber es reicht halt nicht nach ganz vorne. Beide werden daher am Sonntag aus der zweiten bzw. dritten Startreihe ins Cross Country Rennen gehen.

Kannst du sagen, woran das bei Laura gelegen hat? Ist Laura langsamer oder sind die anderen schneller gefahren?

Ich denke, dass Laura vielleicht einfach einen schlechten Tag hatte, vielleicht einen kleinen Infekt, vielleicht hatte sie noch Mühe mit dem Rennen in der Höhe. Lenzerheide liegt ja auf ca. 1500 Meter. Das muss ihr Team analysieren. Als Fahrerin gilt es, rabenschwarze Tage schnell abzuhaken. McConnell ist sicher nicht mehr in der Topform des Frühjahrs, aber bei vielen anderen kann man sehen, dass der Formaufbau in Richtung WM stimmt. Rissveds, Neff und auch Ferrand Prevot, die wieder mit dabei war, kommen so langsam in Topform. Lecomte konnte – wie ich vermutet habe – nicht um den Sieg mitfahren. Wir werden sehen, was sie am Sonntag zeigt. Was mich überrascht hat, war der zweite Platz von Alessandra Keller, sozusagen der Nummer vier aus Schweizer Sicht. Das Gewinnen wird zur WM hin immer schwerer, die Rennen werden immer enger.

Was muss Mona machen, damit sie im Short Track ganz vorne landen kann? 

Status Quo ist, dass das einfach gar nicht ihre Disziplin ist. Wenn eine Disziplin auf Mona zugeschnitten ist, dann ist das der Marathon, wo sie ja amtierende Weltmeisterin ist. Am allerwenigsten liegt ihr sicher Eliminator gefolgt von Short Track. Ein bisschen was kann man sicher im Training ändern, aber dann geht das zu Lasten ihrer Stärken, auf die sie vermutlich nicht verzichten möchte. Um im Short Track gewinnen zu können, muss man es aber wirklich mögen, sich im Pulk aufzuhalten und sich beim Raufen um Positionen wohlfühlen. Da spielt das eigene Temperament und der fahrerische Charakter eine wichtige Rolle.

Wie lange müssen wir noch auf einen Sieg aus Tiroler Sicht warten?

(lacht) Ich würde empfehlen, immer auf ein spannendes, unfallfreies Rennen und auf einen spannenden Weltcup zu hoffen. Es geht um viel mehr als nur um’s Gewinnen, auch wenn das natürlich toll ist. Es geht um die Verbesserung der fahrerischen Fähigkeiten, der Rennhärte, der Taktik, des Timings etc. Im Rennen kann jede Fahrerin nur ihr Bestes geben. Und wer sind wir, dann zu sagen: Oh, leider wieder nicht gewonnen. Diese kleinen, aber wichtigen Schritte spiegeln sich nicht immer sofort in Resultaten. Es braucht sie aber, damit eine Fahrerin sich konstant weiterentwickeln, ihr Potenzial voll ausschöpfen und eine lange und gesunde Karriere haben kann. Wir sind in Österreich nicht so mit der Radsport-DNA ausgestattet, wie andere Nationen. Also müssen wir Fans uns darin üben, alle Fahrerinnen toll zu finden und auch einen zehnten. Platz einer Tirolerin toll zu finden. Wir reden hier immerhin vom Weltcup. Als Fan kann einem ja nichts Besseres passieren, als einen offenen Kampf über die gesamte Renndistanz mit möglichst vielen beteiligten Fahrerinnen. Nichts wäre langweiliger und würde dem Sport mehr schaden, als wenn eine auf und davon fährt. Natürlich wäre mir am liebsten, wenn am Ende einer Tirolerin ihre Nase vorne hätte. Im Radsport kann aber während eines Rennens so viel schief laufen, und es muss andererseits viel zusammenpassen, damit es für einen Sieg reicht.

Foto: Michal Cerveny

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