Vancouver Whitecaps

„Ale” steht in den Startlöchern

Viele Jahre lang war der Ötztaler Alessandro Schöpf in Fußball-Deutschland engagiert, kickte dort für den FC Bayern München, den 1. FC Nürnberg, Schalke 04 und zuletzt für Arminia Bielefeld. Nach dem Abstieg aus der 1. Bundesliga lief sein Vertrag bei den Ostwestfalen aus. Danach gab’s viele Spekulationen um seinen künftigen Arbeitgeber. Letztlich wechselte „Ale” zu den Vancouver Whitecaps in die Major League Soccer. sportszene.tirol erreichte ihn für ein Interview in der kanadischen Metropole.

Ale, zunächst herzliche Gratulation zu deiner Hochzeit. Du blickst auch Vaterfreuden entgegen?

Danke, ja, wir haben am 2. Juni in Düsseldorf geheiratet. Und Ende September kommt unser Stammhalter zur Welt. Darüber freuen wir uns natürlich riesig.

Du bist inzwischen schon länger in Vancouver?

Ich selbst schon seit einigen Wochen. Meine Frau ist jetzt nachgekommen. Noch leben wir im Hotel, sind jetzt aber auf der Suche nach einem kleinen Haus mit Garten. Denn im Jänner sollen dann auch unsere beiden Golden Retriever Mila und Levi zu uns kommen. Derzeit werden sie von meinen Schwiegereltern in Deutschland verwöhnt.

Dein Engagement in Vancouver war durchaus eine Überraschung. Wie kam’s dazu?

Ursprünglich wollte ich eigentlich in Deutschland bleiben, weil ich mich dort über die Jahre sehr wohl gefühlt habe. Letztlich musste ich die Situation aber nüchtern bewerten. Fakt ist, dass ich zuletzt mit Schalke und Bielefeld abgestiegen bin. Und ein neuer Verein muss natürlich begründen können, warum ein Spieler geholt wird. Dazu kommt: Ich bin mit 28 zwar noch nicht alt, aber der Trend in den Clubs geht in Richtung junger, entwicklungsfähiger Spieler, die später eventuell mit Gewinn weiterverkauft werden können.

Alessandro Schöpf freut sich über sein Engagement bei den Vancouver Whitecaps in der Major League Soccer.
Foto: Vancouver Whitecaps

Was gab’s dann für Möglichkeiten?

Ich hatte Angebote aus der Türkei und Belgien. Bis zum Schluss war Panathinaikos Athen eine Option. Die Sache mit Vancouver hat sich dann recht spontan ergeben. Da es für mich immer erstrebenswert war, auch einmal in Amerika zu spielen, habe ich mich dann mit meiner Frau beraten. Und letztlich beschlossen, die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Der aktuelle Sportchef von Vancouver, Axel Schuster, hat mich noch gekannt, da er früher auch für Schalke 04 tätig war.

Wie sind eine ersten Eindrücke von deinem neuen Verein?

Der Markt in Nordamerika ist riesengroß. Die Infrastruktur ist auf einem absoluten Top-Niveau. Da sind die Möglichkeiten durchaus vergleichbar mit der deutschen Bundesliga. Sportlich ist die Liga natürlich darunter anzusiedeln. Aber gerade im Hinblick auf die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko wird ordentlich Gas gegeben.

Wie gefällt’s dir in Vancouver?

Es ist eine tolle Stadt! Und ich hatte jetzt 14 Tage schönes Wetter. Aber meine Mannschaftskameraden haben mir schon gesagt, dass ich mich daran nicht gewöhnen soll, da es eigentlich sehr viel regnet. Das sieht man auch, denn in der Stadt ist es unglaublich grün. Vancouver hat ja auch den Spitznamen Rainy City.

Die MLS-Saison läuft schon länger. Wann wirst du dein Debüt in der Kampfmannschaft geben?

Ich muss natürlich zunächst meinen Trainingsrückstand aufholen. Zuletzt bin ich aber schon auf der Bank gesessen. Wegen Corona hatten wir einige Ausfälle im Team.

Welche Position hat Trainer Vanni Sartini für dich vorgesehen?

Er spielt unter anderem gerne in einem 4-3-2-1-System. Und da soll ich vorwiegend als eine der beiden hängenden Spitzen agieren, was meinem Spiel sehr entgegenkommt.

Thema Nationalmannschaft: Siehst du dort weiter Chancen auf Einsätze?

Nüchtern betrachtet eher nicht. Dem Nationaltrainer stehen gerade im Mittelfeld viele unglaublich gute Spieler zur Verfügung, die in den Top-Ligen Europas kicken. Da würde es sich nur schwer argumentieren lassen, einen Akteur aus der MLS zu nominieren. Natürlich würde ich mich über eine Berufung freuen, würde auch die Nationalteam-Kumpels gerne wieder treffen. Sehr realistisch ist das aktuell aber nicht. Das Nationalteam sehe ich insgesamt aber auf einem guten Weg. Fiebere natürlich bei den Spielen immer gehörig mit.

Wie lange hast du vor, in Kanada zu bleiben?

Mein Vertrag gilt jetzt einmal zweieinhalb Jahre, danach gibt’s eine Option auf ein weiteres Jahr. Das ist einmal der vorliegende Zeitplan, wobei es im Fußball bekanntlich oft schnell geht.

Und nachher?

Das wird sich zeigen. Wahrscheinlich ist wohl, dass ich mich dann mit meiner Familie im Großraum Düsseldorf niederlasse. Aber das wird die Zukunft zeigen. Jetzt sind wir einmal happy, hier in Kanada zu sein und freuen uns auf die nächsten Monate.

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