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„Die Saison war überragend“

Bombig! Mit diesem einen Wort lässt sich rückblickend die Saison 2019/2020  der österreichischen Naturbahnrodler beschreiben. Dies wurde natürlich auch von Sportchef Gerald Kammerlander aus Umhausen wohlwollend zur Kenntnis genommen. SPORTSZENE.TIROL bat ihn zum Interview.

Gerald, wie ordnest du die vergangene Rennsaison ein?

Sie war natürlich über die Maßen erfreulich und die stärkste Saison, seit ich 2013 die Verantwortung für die Nationalmannschaft übernommen habe.

Bilanzieren wir zunächst bei den Herren.

Sie waren sensationell stark, hätten auch die imaginäre Nationenwertung gewonnen. Man darf nicht vergessen: Thomas Kammerlander hat zum vierten Mal in Folge den Gesamtweltcup gewonnen. Vorher ist der aber 15 Mal in Serie nicht nach Österreich gegangen. Und diesmal gab es zum Darüberstreuen noch Rang zwei in der Gesamtwertung durch Michael Scheikl.

Was wurde geändert, dass solche Erfolge möglich wurden?

Wir haben vom Betreuerteam her alles unternommen, um professioneller zu werden – sei es am Materialsektor als auch im körperlichen Bereich der Sportler. Rentiert hat sich da auch der intensive Gedankenaustausch mit den Kunstbahnrodlern. Da gibt es inzwischen eine herrliche Zusammenarbeit. Und die Erfolge geben uns in beiden Sparten recht.

Wie fällt deine Bilanz für die Damen aus?

Bei den Damen haben wir es mit der Situation zu tun, dass es mit Evelin Lanthaler aus dem Passeiertal aktuell eine alles überragende Fahrerin gibt. Das müssen alle Nationen akzeptieren. Nichts desto trotz versuchen auch unsere Mädels, immer schneller zu werden. Und Tina Unterberger sowie Michelle Diepold sind absolut bei der Musik, sind eine enorm starke Saison gefahren. Zweifelsohne wurde auch bei den Damen ein Schritt nach vorne gemacht.

Im Doppel habe in jüngster Vergangenheit viele gute Paare ihre Karriere beendet.

In drei aufeinanderfolgenden Jahren haben die drei stärksten Paarungen der Reihe nach aufgehört. Der Aderlass war also enorm. Im Juniorenbereich haben wir aber drei hoffnungsvolle Paarungen. Und Fabian und Simon Achenrainer haben im vergangenen Winter ja auch im Weltcup schon zwei Mal ihr Können gezeigt, sind einmal sogar auf Rang drei gelandet. Das war sehr vielversprechend.

Wie sieht es generell im Nachwuchsbereich aus?

Fabian Achenrainer und Florian Markt absolvieren gewissermaßen gerade ihre klassischen Lehrjahre. Als Junioren sind sie noch andere Strecken gefahren. Und sie müssen sich im Weltcup der Allgemeinen Klasse auch erst an das höhere Niveau gewöhnen. Beide haben sich im vergangenen Winter aber gut geschlagen. Bei den Mädchen wiederum reift mit Riccarda Ruetz ein großes Talent heran. Sie hat alle technischen Voraussetzungen, um eine ausgezeichnete Naturbahnrodlerin zu werden. Mit ihren erst 15 Jahren ist sie etwa am Start schon immer im ersten Drittel des Feldes klassiert.

Lass uns einen Blick auf die nächste Saison werfen. Wie sind da deine Erwartungen?

Zunächst einmal ist es schade, dass mit Florian Glatzl ein langjähriges Teammitglied seine Karriere beendet hat. Wenn es auf für mich nicht ganz überraschend gekommen ist, da zuletzt einfach spürbar war, dass sich seine Prioritäten etwas verschoben haben. Ich möchte aber auf alle Fälle versuchen, dass uns Flo in einer Funktion erhalten bleibt, etwa als Betreuer im Kinder- und Jugendbereich, wo ich ihn mir sehr gut vorstellen kann. Die nächste Saison steht für uns natürlich im Zeichen der Heim-WM in Umhausen. Mein Ziel dort sind wieder drei Medaillen, eine davon in Gold. Das ist machbar, aber der Druck im eigenen Land ist für die Sportler natürlich auch deutlich größer.

Ab 2021 wird es dann jährlich eine WM geben. Hältst du das für richtig?

Man ist da dem Beispiel der Kunstbahnrodler gefolgt. Es gibt Argumente, die dafür und welche die dagegen sprechen. Medial ist es etwa sicher ein Vorteil, alle Jahre eine WM zu fahren. Der Nachteil ist, dass der Bewerb dadurch etwas an Wertigkeit verliert.

Dein Bruder Thomas hat angekündigt, dass er möglicherweise nach der WM 2021 seine Karriere beendet. Machst du dir deshalb Sorgen?

Noch ist es einmal nicht soweit. Und klar ist auch: Irgendwann wird er seine aktive Laufbahn beenden. Das ist der Lauf der Zeit. Dann werden andere in seine Fußstapfen treten müssen, auch wenn das aufgrund seiner Erfolge nicht einfach wird. Auch bei ihm werde ich mich, wenn die Zeit gekommen ist, aber darum bemühen, dass er mit seinem umfangreichen Wissen dem Verband in einer Funktion erhalten bleibt.

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